Klappentext
„Gesucht: Der Dichter unserer Zeit“, schrieb Paul Hühnerfeld in der „Zeit“ vor zwölf Jahren und nahm in seiner Suche nach Talenten symbolisch den Hut ab vor einer jungen österreichischen Schriftstellerin namens Marlen Haushofer. Er urteilte weiter: „In der Nachkriegsliteratur ist mit Marlen Haushofers Buch Eine Handvoll Leben vielleicht nur noch der Amerikanerin Carson McCullers‘ Roman Das Herz ist ein einsamer Jäger zu vergleichen.“ – Er schliesst: „Die Dichterin unserer Zeit? Eine Dichterin unserer Zeit. Unsere Neugier hat sich gelohnt.“
In diesem Band legt Marlen Haushofer achtzehn Erzählungen vor, die beweisen, was der Kritiker damals prophezeite: hier ist im Windschatten der literarischen Gruppen, Stile und Moden eines der bedeutendsten Erzähltalente herangewachsen. Ausser der Titelgeschichte sei besonders auf folgende Erzählungen verwiesen: „Der Erbe“, „Die Ratte“, „Menschenfresser“, „Streuselkuchen und Milchkaffee“, „Die Stechmücke“, „Die Kinder“, „Der Wüstling“, „Die Willows“ und „Eine sonderbare Liebesgeschichte“.
Durch Klarheit und Prägnanz und ohne die vordergründigen Spannungsmittel der Story zu bemühen, mobilisiert Marlen Haushofer die Anteilnahme des Lesers durch ihre Protokolle tragischer Versuche des Begegnens. Wie ein Seismograph hält sie die kaum wahrnehmbaren Erschütterungen in jedem Augenblick des Alltags fest. Mag auch manches scheinbar beiläufig und zufällig erscheinen, bei näherem Betrachten erweisen sich ihre Aussagen als wesentlich, persönlich, hervorragend in der lebensvollen Sachlichkeit und sprachlichen Dichte.
Wie durch eine Lupe betrachtet Marlen Haushofer Vorgänge und Situationen des Lebens und bringt sie in einer ihnen angemessenen, mitunter erstaunlichen Form dem Verstand und Gemüt des Lesers nahe. Ohne ausdrücklich auf einander bezogen oder komponiert zu sein, stellen diese Erzählungen in ihrer Gesamtheit eine grosse vielsätzige Suite, eine Variationsreihe über das uns immer wieder bewegende Thema „Unser Leben“ dar.
Für diesen Erzählband wurde Marlen Haushofer im Jahre 1968 zum zweiten Mal der “kleine” österreichische Staatspreis zugesprochen, der ihr gemeinsam mit Andreas Okopenko im Mai 1969 überreicht wurde.
Einzelheiten zum Buch
Verlag: Claassen Verlag, Hamburg/Düsseldorf
Umschlag: Friedrich und Hannelore Schwarzat
Anzahl Seiten: 211
Erscheinungsjahr: 1968
Bemerkung: Erstausgabe
Taschenbuch: List (Ullstein) Buchverlage GmbH, Berlin
ISBN: 978-3-548-60286-8
Der Erzählband umfasst die folgenden Kurzgeschichten von Marlen Haushofer (Inhaltsverzeichnis):
- Der Erbe
- Die Ratte
- Menschenfresser
- Lebenslänglich
- Streuselkuchen und Milchkaffee
- I’ll be glad when you’re dead
- Die Stechmücke
- Die Kinder
- Porträt eines alten Mannes
- Schreckliche Treue
- Die Zeit
- Der Wüstling
- Die Willows
- Eine sonderbare Liebesgeschichte
- Der Entschluss
- Die Hölle
- Freunde
- Furcht
